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Das menschliche Betriebssystem hacken

Die wachsende Bedrohung durch Social Engineering


Allgemein


Die Welt der Cybersicherheit gleicht einem fortlaufenden Katz-und-Maus-Spiel, in dem Angreifer immer raffiniertere Methoden entwickeln, um ihre Ziele zu erreichen, während die Verteidiger kontinuierlich neue Strategien zur Abwehr dieser Angriffe erarbeiten. Eine der gefährlichsten Waffen in ihrem Arsenal ist Social Engineering. Statt sich durch technische Barrieren zu kämpfen, setzen sie auf den einfacheren Weg: den Menschen. Sie schlüpfen in die Rolle vertrauenswürdiger Bekannter, flüstern Verlockungen oder säen Panik, alles nur mit einem Ziel – an Ihre sensiblen Daten zu kommen oder Sie zu Handlungen zu verleiten, die Sicherheitslücken öffnen. In diesem Beitrag tauchen wir in die trickreiche Welt des Social Engineering ein und zeigen Ihnen, wie Sie sich gegen diese psychologischen Angriffe wappnen können.


Was ist Social Engineering?


Social Engineering ist eine Technik, bei der Angreifer psychologische Tricks einsetzen, um Menschen dazu zu bringen, sicherheitsrelevante Informationen preiszugeben oder Handlungen vorzunehmen, die IT-Systeme gefährden. Dabei versuchen Angreifer, das „menschliche Betriebssystem“ zu hacken, indem sie das Vertrauen ausnutzen oder Ängste schüren. Es gibt verschiedene Techniken, die die Angreifer benutzen, um deren Ziele zu erreichen. Phishing, Spear-Phishing, Pretexting, Baiting und Quid Pro Quo sind dabei häufig verwendete Techniken.


Typische Methoden des Social Engineering


Phishing-Angriffe, bei denen E-Mails versendet werden, die echt aussehen und Benutzer dazu bringen, ihre Zugangsdaten preiszugeben oder schädliche Software herunterzuladen, machen laut einer Studie von Bitkom über 80 % der beobachteten Cyberangriffe aus. Spear-Phishing ist eine gezielte Variante des Phishings, bei der bestimmte Personen oder Organisationen angegriffen werden. Diese E-Mails sind oft so gut gemacht, dass sie kaum von legitimen Nachrichten zu unterscheiden sind. Beim Pretexting geben sich Angreifer als vertrauenswürdige Personen aus, etwa als IT-Support, und fordern sensible Informationen wie Passwörter an. Baiting nutzt Köder, um Opfer zu verleiten, Malware zu installieren oder sensible Daten preiszugeben, wie etwa infizierte USB-Sticks. Quid Pro Quo bietet einen direkten Austausch an, etwa kostenlose Software im Austausch gegen Zugangsdaten.


Wie Angreifer menschliche Schwächen ausnutzen


Angreifer nutzen grundlegende menschliche Verhaltensweisen und Schwächen aus. Sie spielen auf das natürliche Bedürfnis, anderen zu vertrauen, und geben vor, eine vertrauenswürdige Quelle zu sein. Durch die Erzeugung von Panik oder Druck bringen sie ihre Opfer dazu, schnell und oft unüberlegt zu handeln. Zudem wecken sie die Neugier der Opfer durch verlockende Angebote oder sensationsgeladene Nachrichten und verleiten sie zu riskanten Handlungen. Angreifer zielen darauf ab, das Vertrauen ihrer Opfer zu erschleichen und sie dadurch zu Handlungen zu bewegen, die sie sonst vermeiden würden und die gegen ihre eigentlichen Absichten sind.


Ein Beispiel für Social Engineering ist der Fall von Anna Sorokin, auch bekannt als Anna Delvey. Sorokin, eine junge Frau aus Russland, schlüpfte in die Rolle einer angeblich wohlhabenden Erbin aus Deutschland. Ihre Manipulationstaktiken umfassten mehrere Schritte:

Sorokin gab sich als reiche Erbin aus und erzählte jedem, dass sie ein großes Treuhandvermögen in Übersee habe. Sie unterstützte diese Behauptung mit gefälschten Finanzdokumenten und behauptete, dass ihr Vater ein bedeutender Unternehmer sei. Sorokin nutzte ihren Charme und ihr selbstbewusstes Auftreten, um sich in die Elitekreise von New York City einzuschleichen. Sie machte sich schnell Freunde unter wohlhabenden und einflussreichen Menschen.

Mit gefälschten Dokumenten und überzeugenden Geschichten täuschte Sorokin Banken und Hotels, um Kredite und luxuriöse Aufenthalte zu erhalten. Sie überredete Banken, ihr Kredite zu gewähren, indem sie vorgab, dass ihre Vermögenswerte im Ausland nur vorübergehend nicht zugänglich seien. Sorokin nutzte ihre neuen Freundschaften, um von Bekannten Geld zu leihen, oft mit der Versprechung, es bald zurückzuzahlen. Viele ihrer Opfer glaubten an ihre Geschichten und liehen ihr große Summen.

Sie lebte in teuren Hotels, aß in gehobenen Restaurants und nahm an exklusiven Veranstaltungen teil, ohne dafür zu bezahlen. Ihr Luxusleben wurde durch die Mittel anderer finanziert. Anna Sorokins Betrug flog schließlich auf, als sie es nicht mehr schaffte, ihre Rechnungen zu begleichen und ihre Opfer Verdacht schöpften. Sie wurde 2017 verhaftet und 2019 wegen mehrerer Verbrechen, einschließlich Diebstahl und schwerem Diebstahl, verurteilt. Ihr Fall zeigt, wie geschickt Social Engineering eingesetzt werden kann, um selbst erfahrene und wohlhabende Menschen zu täuschen.


Ein ähnliches Beispiel ist der sogenannte Tinder-Schwindler. Dieser Betrüger nutzte die Dating-App Tinder, um Frauen glauben zu lassen, er sei ein wohlhabender Geschäftsmann. Mit charmanten Nachrichten und vorgetäuschten Notfällen überzeugte er seine Opfer, ihm hohe Geldbeträge zu leihen. Auch hier war das Prinzip ähnlich: durch geschickte Manipulation und Ausnutzung des Vertrauens seiner Opfer finanzierte er ein luxuriöses Leben auf Kosten anderer.


Schutzmaßnahmen gegen Social Engineering


Um sich gegen Social Engineering zu schützen, ist es wichtig, regelmäßige Training und Awareness Maßnahmen durchzuführen, die Mitarbeitern helfen, die Anzeichen von Social Engineering zu erkennen und darauf richtig zu reagieren. Solche Schulungen sollten auch reale Beispiele und Simulationen umfassen. Der Einsatz von Mehrfaktor-Authentifizierung erschwert es Angreifern, selbst mit gestohlenen Zugangsdaten in Systeme einzudringen. Klare Richtlinien, wie mit Anfragen nach sensiblen Informationen umzugehen ist, erhöhen die Sicherheit zusätzlich. Technische Maßnahmen wie Anti-Phishing-Tools helfen, Angriffe frühzeitig zu erkennen und zu blockieren. Ein gut durchdachter Reaktionsplan für Sicherheitsvorfälle ermöglicht schnelle und effektive Maßnahmen im Falle eines Angriffs. Es ist entscheidend, sowohl technische als auch menschliche Schwächen in der Cybersicherheit zu berücksichtigen.


Fazit


Social Engineering ist eine ernsthafte Bedrohung für die Cybersicherheit, die sowohl technologische als auch menschliche Aspekte umfasst. Unternehmen müssen daher nicht nur ihre technischen Sicherheitsmaßnahmen stärken, sondern auch ihre Mitarbeiter im Umgang mit möglichen Social Engineering Angriffen schulen. Durch eine Kombination aus Sensibilisierung, technischer Ausstattung und klaren Richtlinien können die Risiken deutlich reduziert werden.

Welche weiteren Maßnahmen zur Bekämpfung von Social Engineering kennen Sie? Haben Sie bereits eigene Erfahrungen mit solchen Angriffen gemacht?  Kontaktieren Sie uns gerne!




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